Zur Förderung verstärkter Kooperation zwischen Staat und Wirtschaft im Sicherheitsbereich sind Qualitäts- und Ausbildungsstandards sinnvoll, insbesondere bei der kritischen Infrastruktur. Den Ausbildungen für diese Tätigkeitsbereiche liegen in Österreich bisher keine einheitlichen Standards zugrunde. Ausreichende Qualitätskriterien zur Zertifizierung von Sicherheitsdienstleister*innen sind aus Branchensicht ebenfalls noch nicht systematisch vorhanden. Die im Projekt AQUS eingesetzten Methoden umfassten "desk research", eine qualitative Befragung von Expert*innen bei unterschiedlichen betroffenen Stakeholdern sowie eine - erstmals in dieser Form durchgeführte - Online-Umfrage bei den Unternehmen bzw. Organisationen der kritischen Infrastruktur.
Insgesamt 71 von 377 Kontakten des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) antworteten im Mai/Juni 2018 auf diese Umfrage. Die wichtigsten Antworten im Überblick:
- Die Sicherheitsverantwortlichen der kritischen Infrastruktur erwarten diese für die kommenden Jahre durchwegs eine höhere Betroffenheit von sämtlichen abgefragten Bedrohungen wie Wirtschafts- und Industriespionage, Sabotage, durch Extremismus motivierte Gewalt etc.
- In vielen Fällen werden sowohl interne, als auch externe Kräfte für Sicherheitsaufgaben eingesetzt. Externe Kräfte werden hauptsächlich im Wachdienst und im Service- und Sicherheitsdienst eingesetzt.
- Nahezu sämtliche Befragte befürworten eine verpflichtende Ausbildung für Beschäftigte im Sicherheitsgewerbe.
- In vielen Fällen existieren außerdem bereits besondere Qualifikationsstandards für das eingesetzte Personal. Ausschreibungen sind das am weitesten verbreitete Mittel, um diese festzulegen. Wichtige Themen dabei sind Ausbildung, Branchenerfahrung und Zuverlässigkeitsnachweise.
- Wenn externe Beratungsdienstleistungen in Anspruch genommen werden, sind sie als AuftraggeberInnen zufrieden bis sehr zufrieden. Für die Zukunft orten die Befragten generell hohen Bedarf an Beratung. Seitens der Befragten werden die Serviceleistungen von BMI und BVT bzw. LVTs immer wieder in Anspruch genommen und im Vergleich mit anderen Beratungsangeboten hoch geschätzt.
- Durch Ausschreibungen lässt sich die Qualität von externen Dienstleistungen sehr gut steuern; gleichzeitig haben sie Signalwirkung für andere. Wichtige Themen dabei sind Ausbildung, Branchenerfahrung und Zuverlässigkeitsnachweise.
- Einheitliche Ausbildungsstandards bei Bewachungsunternehmen werden von den Befragten deutlich befürwortet.
Die im Projekt entwickelten 18 Empfehlungen umfassen die vier Handlungsfelder "Arbeitsmarkt und Arbeitsbedingungen", "Aus- und Weiterbildung", "Beschaffung und Normierung" sowie "Kommunikation und Bewusstseinsbildung". Sie sind so formuliert, dass jede für sich umgesetzt werden könnte. Im Dezember besuchten rund 100 Gäste aus der Sicherheitswirtschaft, Unternehmen und Behörden die Fachkonferenz zum Projektabschluss.
Beteiligte am Projekt:
Projektträger waren die FH Campus Wien (Fachbereich Risiko- und Sicherheitsmanagement), die Donau Universität Krems (Zentrum für Infrastrukturelle Sicherheit) und das Unternehmen SecureLINE. Kooperationspartner: Bundeskanzleramt, Bundesministerium für Inneres, Bundesministerium für Landesverteidigung, Wirtschaftskammer Österreich, Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT in der WKÖ und Verband der Sicherheitsunternehmen Österreichs (VSÖ).
Die Publikation kann via riskmanagement@fh-campuswien.ac.at bestellt werden.